Okay, ich weiß, was BIM ist. Aber sind alle digitalen Modelle BIM?

Hier werden die Gewässer unübersichtlich. Während sich BIM ursprünglich auf Architektur und Bauwesen konzentrierte, stellte der Industriesektor, der den Anlagenbau und Großprojekte umfasst, andere Herausforderungen. Die Komplexität der Verfahrenstechnik, der mechanischen Ausrüstung, der Rohrleitungen und der elektrischen Modellierung erforderte spezielle Lösungen.

Daher entstand parallel zur Entwicklung von ArchiCAD und anderen BIM-Tools spezielle Software für den Anlagenbau, die auf diese industriellen Besonderheiten zugeschnitten ist, aber zunächst nicht unter dem Dach von BIM geführt wurde. Zu den bekanntesten gehören PDMS von AVEVA, das inzwischen durch AVEVA™ E3D Design ersetzt wurde, und PDS von Intergraph, das von  Intergraph Smart® 3D abgelöst wurde.

Diese Lösungen unterstützten die Anforderungen ihrer Bereiche besser: multidisziplinäre Modellierung, präzise MTO-Erstellung, Einhaltung verschiedener Industriestandards (vor allem im Rohrleitungsbau), vorgefertigte Bibliotheken für Strukturen und Rohrleitungskomponenten, automatisierte Isometrieerstellung und andere Dinge, die für den Architektur- und Baubereich, den traditionell als BIM bezeichneten Sektor, weniger relevant waren.

Das ist verwirrend. Ist es BIM oder nicht?

Das ist für uns alle etwas verwirrend! BIM hat sich zu einem Sammelbegriff für die digitale Darstellung physischer Güter entwickelt, der weit über die Grenzen von Gebäuden und Infrastruktur hinausgeht. Das führt oft zu Missverständnissen, denn einige Unternehmen und Softwareanbieter preisen BIM als Allheilmittel für alle Bau- und Planungsprojekte an, obwohl ihre Lösungen nur für Architektur und Bauwesen geeignet sind.

Was ist denn ein besserer Begriff?

Angesichts der umfassenden Natur der digitalen Modellierung tendiere ich zu „Digital Engineering“ als umfassenderem Begriff. Wenn es um die digitale Darstellung bestehender physischer Anlagen wie Industrieanlagen oder Raffinerien geht, ist „digitale Zwillinge“ der Begriff, der am besten zu dem passt, was wir tun.

Wenn ich bei Thomaz gefragt werde, was wir tun, gehe ich mit Bedacht an die Sache heran. Manchmal beschreibe ich es einfach als „BIM“, weil das bei vielen die Idee schnell vermittelt, und wenn das das Verständnis innerhalb der Branche erleichtert, dann ist das eben so. Letztendlich geht es nicht darum, sich über die Terminologie zu streiten, sondern darum, Technologien und digitale Modelle zu nutzen, um physische Objekte genau zu modellieren und so die Prozesse in der Planung, im Bau und im Betrieb zu verbessern.

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